Kunst, die bewegt – Der Grazer Künstler Raimund Seidl im Porträt
Von der Werbegrafik zur Kunst im Museum: 40 Jahre Kreativität zwischen Kommerz und künstlerischem Ausdruck
Seit über vier Jahrzehnten prägt Raimund Seidl das visuelle Erscheinungsbild zahlreicher Unternehmen in Graz und weit darüber hinaus. Als selbstständiger Werbegrafiker und Künstler versteht er es wie kaum ein anderer, die Grenzen zwischen angewandtem Design und freier Kunst verschwimmen zu lassen. Seidls Arbeiten sind durchdrungen von einer unverwechselbaren Handschrift – ästhetisch, emotional und stets mit einem künstlerischen Touch, der aus jedem Sujet mehr macht als bloße Werbung.
Kunst in der Kommunikation – Grafik mit Charakter
In seiner Arbeit als Werbegrafiker verfolgt Seidl konsequent den Ansatz, Kunst und Kommunikation miteinander zu verschmelzen. Dabei entstehen Sujets, die nicht nur Botschaften transportieren, sondern Emotionen wecken und in Erinnerung bleiben. „Jedes Plakat, jedes Logo, jede Verpackung erzählt eine Geschichte – wenn man es zulässt“, sagt der Künstler selbst. Dieser Zugang hat ihn in der steirischen Kreativszene längst zu einem Fixpunkt gemacht.
Kunst mit Haltung – Artfactory-Graz als Plattform
Doch Seidl ist weit mehr als nur Gestalter. Mit der Artfactory-Graz, seinem eigenen Künstlerkollektiv, hat er eine Plattform geschaffen, die jungen wie etablierten Künstler*innen Raum bietet, sich auszudrücken, auszutauschen und international zu präsentieren. Die Projekte der Artfactory stehen dabei immer unter einem starken inhaltlichen Fokus – gesellschaftspolitische und ökologische Themen nehmen einen zentralen Platz ein.
„Save the World“ – Kunst im Dienst des Planeten
Aktuell ist Seidl erneut als Kurator und Organisator einer großen Museumsausstellung tätig. Im renommierten Keptár Museum in Szombathely (Ungarn) präsentiert er gemeinsam mit 45 Künstlerinnen und Künstlern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz die Gruppenschau „Save the World“. Darunter 15 kreative Köpfe aus der Steiermark. Die Ausstellung thematisiert den Klimawandel, Arten- und Umweltschutz – nicht als moralischen Zeigefinger, sondern als künstlerischen Weckruf.
Seidls Engagement geht dabei weit über die Organisation hinaus. Auch seine eigenen Werke sind Teil der Ausstellung und zeigen seine kritische, zugleich poetische Auseinandersetzung mit unserer Welt. Mal farbgewaltig, mal grafisch reduziert – immer eindrucksvoll. „Kunst kann kein Klima retten“, sagt Seidl, „aber sie kann Menschen zum Nachdenken bringen – und das ist vielleicht der erste Schritt.“
Ein Leben für die Kunst – und mit ihr
Ob im Atelier, im Designstudio oder im Museumssaal – Raimund Seidl lebt und atmet Kreativität. Sein Weg zeigt, wie vielfältig künstlerische Berufung sein kann, und dass man auch nach Jahrzehnten im Geschäft noch neue Wege gehen kann. Graz kann stolz sein auf einen Künstler, der nicht nur gestaltet, sondern gestaltet mit Haltung, Tiefe und Vision.
„Seine Bilder sind von echter Natürlichkeit, klar mit sicherem Blick für gegenständliche Details. Sie offenbaren ein herausragendes Farbgefühl und ein besonderes Gespür für eigene Farbkompositionen.“
Frankfurter Allgemeine 1987